Liebe Mitglieder der CDU Münster,
zwar hat sich der neue Bundestag noch nicht konstituiert, aber für mich ist es dennoch Zeit Auf Wiedersehen und Danke zu sagen.
Acht Jahre lang durfte ich Münster als direkt gewählte Bundestagsabgeordnete in Berlin vertreten. Zweimal haben Sie und die MünsteranerInnen mir ihr Vertrauen geschenkt und mich als starke Stimme der Stadt nach Berlin geschickt. Das ist eine große Ehre und eine große Verantwortung zugleich. Jetzt macht mich der Blick zurück demütig, stolz und wehmütig zugleich.
Zuallererst gratuliere ich meinem Nachfolger Dr. Stefan Nacke zum Einzug in den Bundestag. Ich bin mir sicher, dass er unsere Stadt weiterhin kraftvoll auf Bundesebene vertritt und auch auf Ihre Unterstützung zählen kann.
Das politische Berlin ist eine ganz besondere Welt. Eigentlich schon während der Zugfahrt, spätestens aber mit dem Eintreffen im Abgeordnetenbüro beginnt die parlamentarische Arbeit. Lesen, Sprechen, Recherchieren, Zuhören, Diskutieren, Formulieren bestimmen den Tagesablauf. Der Kalender ist fast durchgängig gefüllt mit Terminen
wie Fraktionssitzung, Landesgruppentreffen, Ausschussarbeit, Arbeitskreissitzung, Expertengespräch, und nicht zu vergessen die fraktionsübergreifenden Hintergrundgespräche, um bei Anliegen und Initiativen für eine Mehrheit zu werben. Die Menge der Themen und Details ist riesig, die Erwartungen sind berechtigterweise groß und in den vergangenen Jahren sind komplexe Felder dazugekommen: Klimawandel, Brexit, die Beziehungen zu Russland und China, die Lage in Afrika, dem Nahen Osten und Afghanistan, Corona oder die Verwerfungen innerhalb der EU sind nur einige Beispiele.
Da ist es auf jeden Fall gut, so stark im eigenen Wahlkreis verwurzelt und verortet zu sein. Das erdet und gibt Halt. Mir persönlich hat es immer sehr geholfen, dass ich im Rat der Stadt Münster Politik gestaltet habe. In der Kommune lassen sich die Folgen und Erfolge von Entscheidungen unmittelbar betrachten. CDU-Politik vor Ort ist ohne den engen und stetigen Kontakt mit BürgerInnen gar nicht denkbar. Dies hat für mich immer auch in der Bundespolitik gegolten. Viele Impulse habe ich in Münster bekommen und mit nach Berlin genommen. Wo immer es ging habe ich meinen KollegInnen von den guten Dingen Münsters berichtet: Unsere Strategie zur Schaffung von Wohnraum mit einer Sozialen Bodennutzung, unsere Maßnahmen zur Verbesserung der Mobilität, besonders des Radverkehrs, unsere interkommunalen Verbindungen ins Umland und die Niederlande, unseren Ausbau der Kinderbetreuung, unseren Umgang mit geflohenen Menschen oder von unseres Hochschulen mit ihren ganz besonderen Profilen.
Und es gab auch Punkte, bei denen ich manchmal wie Don Quichote gefühlt habe, der gegen die Windmühlen kämpft. Viel zu langsam ging mir der Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals, noch mehr der zweigleisige Ausbau der Bahnstrecke Münster-Lünen. Da heißt es viel im Hintergrund zu arbeiten, Verbündete zu finden und hartnäckig dicke Bretter zu bohren, um wenigstens kleine Erfolge verbuchen zu können.
Selbstverständlich sind für mich als direkt gewählte Abgeordnete meine Heimat und mein Wahlkreis Münster ganz besonders wichtig gewesen. Allerdings muss der Blick einer Bundestagsabgeordneten dem ganzen Land gelten.
So betreffen viele Entscheidungen Münster eher mittelbar: Die von mir mit umgesetzte Aufnahme der Grünflächenplanung in die Städtebauförderung beispielsweise oder die Stärkung der naturwissenschaftlichen Bildung für Kinder. Auch die Anerkennung und Unterstützung von Auszubildenden anlog zu Studierenden habe ich vorangetrieben.
Aber es hat selbstverständlich auch die Punkte gegeben, die Münster ganz direkt beeinflusst haben. Ich habe maßgeblich daran mitgewirkt, dass Münster beim Erwerb der Kasernengrundstücke in Gievenbeck und Gremmendorf als eine der ersten Städte die Verbilligungsrichtlinie in Anspruch nehmen konnte und so mehr öffentlich geförderten Wohnungsbau umsetzen kann.
Auch für Münster als Standort der bundesweiten Batterieforschungsfabrik habe ich sehr gekämpft. Der Ansiedlungsbeschluss hat mich umso mehr gefreut, bedeutet er doch einen großen Impuls für die E-Mobilität und den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Münster.
Viele Dinge habe ich erfolgreich beenden können, viele habe ich angeschoben und einige übergebe ich meinem Nachfolger für die weitere Bearbeitung. Ich bin sehr froh, in Berlin acht Jahre lang an der Entwicklung Münster mitgewirkt zu haben.
Und ich durfte acht Jahre lang mit unserer Bundeskanzlerin Angela Merkel zusammenarbeiten. Ihre besonnene, klare und immer kompetente Art hat national wie international für viel Stabilität und Verlässlichkeit geführt und Deutschland weit vorangebracht.
Jetzt möchte ich mich für die Unterstützung in Münster herzlich bedanken. Ohne die Mitglieder der CDU sowie den BürgerInnen und vielen an ganz unterschiedlichen Stellen für unsere Stadt tätigen Menschen hätte ich meine Arbeit in der Hauptstadt nicht so gut erledigen können. Auch nach meiner Zeit als Bundestagsabgeordnete freue ich mich natürlich weiter auf Begegnungen und Gespräche mit Ihnen.
Herzliche Grüße
Ihre Sybille Benning
