Liebe Trauergemeinde, wir haben uns heute hier versammelt, um Abschied zu nehmen von Günter, einem Menschen, der für viele von uns eine wichtige Rolle gespielt hat – als Opa, Vater, Ehemann, Freund, Vereinskollege, Bürgermeister, Ratsmitglied, aber vor allem als Mensch, der mit seiner bodenständigen Art, seinem unermüdlichen Engagement, geprägt aus seinen Wurzeln – der Landwirtschaft, unsere Gemeinde über Jahrzehnte geprägt hat.
Ein Leben für die Gemeinschaft
Geboren am 23. Februar 1939 war Günters Leben bis zum Schluss geprägt vom Miteinander, Zusammenarbeit und Übernahme von Verantwortung.
Ob es die Aktivitäten im Vorstand bei Concordia war, der er bereits 1957 kurz nach der Gründung beitrat und bis 1974 in verschiedenen Positionen mitgestaltete. Im Rückblick glaube ich, dass die Geschehnisse um die Gründung des Vereins ihn ebenso geprägt haben, wie er den Verein in seiner Zeit als Vorsitzender. Der Name dieses Vereins wurde zum Sinnbild für seinen Wunsch nach Zusammenarbeit. „Concordia“ – Eintracht – entstand aus einem Streit mit den Erwachsenen über die Vereinsaus-richtung. Das hat Günter geprägt! Er setzte sich für Zusammenhalt ein, gegen Groll und Missgunst. „Einmal Concorde, immer Concorde“ – dieser Spruch verkörperte seine Treue und Beständigkeit. Seine Verbundenheit mit den Vereinen in Albachten zeigte sich in langen Jahren, z.B. als aktiver Feuerwehrmann und anschließend in der Altersabteilung ebenso wie in seiner 65-jährigen Mitgliedschaft in der Schützenbruderschaft, die er 1960 begann. 1992, im Jubiläumsjahr „850 Jahre Albachten“, krönte er seine Vereinskarriere als Schützenkönig.
Sein Wirken
Günters politisches Engagement begann 1962 als Mitgründer der Jungen Union Albachten. 1966 wurde er Kreissprecher der Jungen Union. Von 1969 bis 1974 war er Mitglied des Kreistages und von 1971 bis 1974 Bürgermeister in Albachten. Nach der kommunalen Neuordnung war er weiter für Albachten aktiv, brachte die Albachtener Interessen von 1975 bis 2009 als Ratsherr in die Stadt ein. 1999 wurde er zum ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Münster ernannt, ein Amt, dass er bis 2007 ausübte. In dieser Funktion pflegte er neben allen anderen Aktivitäten den Austausch mit unseren Partnerstätten und sorgte auch für diverse internationale Partnerschaften und Besuche mit Albachtner Vereinen.
Als Günter zum Bürgermeister ernannt wurde, war ich Vorsitzender der JU und wir überreichten ihm zur Ernennung zum Bürgermeister einen Fäustel, damit er im Rathaus mal ordentlich auf den Tisch haut. Er hat den Fäustel nie gebraucht, obwohl er wusste, wie er eingesetzt wird, aber er hat immer angestrebt, mit Überzeugung für Mehrheiten zu Sorgen. Als Bürgermeister, Ratsherr und Mitglied in zahlreichen Ausschüssen setzte er sich für zahlreiche Projekte ein, die unser Dorf geprägt haben, darunter der Lärmschutzwall an der A43 im Jahr 1994, das Haus der Begegnung, die stetige Förderung der Vereine. Er war ein Netzwerker, ein Türöffner und ein stiller Helfer für Menschen in Not. Wenn es Ärger oder Enttäuschungen gab, blieb er in der Öffentlichkeit stets ruhig und besonnen.
Günter war kein Mann der großen Worte, aber man hörte ihm gerne zu, weil er etwas zu sagen hatte – ehrlich, authentisch, echt. Er war ein Kirchgänger, der hinten im Seitenschiff seinen Platz fand. Nach der Messe ging es dann gerne zum Frühschoppen mit seinem Stammtisch. Zu seinem letzten Stammtischbesuch zitierte die WN ihn mit den Worten: „Meine wichtigste ehepolitische Entscheidung war, dass ich immer pünktlich zum Mittagessen zu Hause war!“ (Anmerkung: Und er meinte damit am selben Tag, an dem er das Haus verlassen hat!)
Seine Mitgliedschaften in zahlreichen Vereinen – der Freiwilligen Feuerwehr, der CDU, Concordia, St. Hubertus und nicht zuletzt Schalke 04 – zeugten von seiner tiefen Verwurzelung in der Gemeinschaft. Bei Schalke war er sogar aktiv an der Umsetzung der Arena beteiligt.
Auch im Hohen Alter blieb er den Vereinen treu und Unterstützte wo er konnte. Günter beklagte sich nie, auch nicht, wenn Krankheit oder Schmerz Teil seines Lebens waren. Diese Stärke und Würde behalten wir in Erinnerung.
Was bleibt uns von Günter?
Erinnerungen an sein Wirken und an ihn als Mensch !Ich bitte Euch: Schließt die Augen und stellt Euch vor wie Ihr mit Günter zusammensitz:
- Ich erinnere mich daran, wie er gerne über Erlebnisse aus seiner Amtszeit als Bürgermeister, die u.a. verbunden waren mit den Reisen nach Rjasan, wo seine Gastgeber versuchten ihn unter den Tisch zu trinken – und wer glaubt ihr, ist auf seinen eigenen Füßen ins Bett gegangen?
- Ich erinnre mich an den offenen Hof für Vereine und Veranstaltungen in Tenne und Scheune für Vereine und Kultur und die Parties in der alten Scheune
- Ich erinnere mich an die Fahrten auf Schalke mit endlosen Fußballgesprächen.
- Ich erinnere mich an den Mann, der nach der Kirche oder einer Ratssitzung im Anzug auf den Trecker stieg und ackerte.
- Ich erinnere mich an die Jagd mit Günter und seine Erzählungen.
- Ich erinnere mich an mein erstes Doppelkopfspiel mit Günter. Seine Finger waren nicht mehr so beweglich und er hielt die Karten mit Mühe. Sein verschmitztes Lächeln, als er uns mitteilte, er glaube ein Bubensolo wäre in Ordnung – und uns dann schwarz abzog. Mit leicht zitternden Händen und einem Lächeln.
Von jenen Händen habe ich mich am letzten Dienstag verabschiedet, ohne Zittern, ohne Lächeln.…
Günter ist gegangen, aber er hat an vielen Stellen in unserer Gemeinde etwas hinterlassen,
Lasst uns die Werte hochhalten, für die Günter stand:
- Die Überzeugung, dass gemeinsam mehr erreicht werden kann.
- Den Mut, für seine Überzeugungen einzustehen.
- Die Bodenständigkeit und Verbundenheit mit der Heimat
- Die Fähigkeit, Brücken zu bauen und Menschen zusammenzubringen
- Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen.
Günter hat uns gezeigt, dass Titel für ihn Aufgaben bedeuteten, Arbeit, nicht Ehre um ihrer selbst willen. Ob als Mitglied im Vorstand des Mühlenhofs oder als Bürgermeister der Stadt Münster – er war stets der Mensch Günter geblieben, mit beiden Füßen auf dem Boden. Die vielen Posten und Aufgaben funktionierten durch Zuspieler wie Marie Theres, die ihm den Rücken freihielten und seinen Weggefährten.
Wenn wir heute Abschied nehmen, dann tun wir dies mit Trauer im Herzen, aber auch mit Dankbarkeit für ein erfülltes Leben, das viele Menschen berührt und bewegt hat.
Möge Günter sanft ruhen, mögen wir die Kraft finden, seinen Weg weiterzugehen – mit der gleichen Hingabe für die Gemeinschaft, mit der gleichen Menschlichkeit und mit dem gleichen verschmitzten Lächeln, wenn das Leben uns ein gutes Blatt schenkt.
Danke, Günter, für alles, was du warst und für alles, was du uns gegeben hast.
