35 Jahre Alzheimer Gesellschaft Münster
Als sich 1988 die Alzheimer Gesellschaft Münster e.V. gründete, war sie die erst dritte Gesellschaft ihrer Art in Deutschland. Betroffene, Angehörige und Zugehörige waren meist auf sich allein gestellt. Das hat sich 35 Jahre später grundlegend geändert. Darum blickte die Doppelspitze des Vereins, Dr. Elisabeth Philipp-Metzen und Dr. Tilmann Fey am Freitag voller Stolz auf das Geleistete.
Der zuständige Minister Karl-Josef Laumann betonte in seinem verlesenen Grußwort die Wichtigkeit der Arbeit des Vereins:
Grußwort des Ministers für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen Karl-Josef Laumann anlässlich des 35jährigen Jubiläums der Alzheimer Gesellschaft Münster e.V.
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Mitglieder der Alzheimer Gesellschaft Münster,
35 Jahre sind eine lange Zeit und es ist mir eine Ehre, Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche und Anerkennung für Ihre Arbeit auszusprechen. Auf Ihrem Weg von 1988 bis heute, haben Sie Vieles gehört, erlebt und umgesetzt. Dabei sind Sie auf das eine oder andere Hindernis gestoßen. Manchmal lassen sich diese überwinden und manchmal muss man akzeptieren, dass es nicht so einfach ist.
Dennoch blieben Sie dran, bis heute.
In all den Jahren unterstützen Sie Menschen mit Demenz und ihre pflegenden Angehörigen und Zugehörigen. Dies ist ein unermüdlicher Einsatz direkt am Menschen und das verdient höchste Wertschätzung.
Demenz betrifft nicht nur den erkrankten Menschen selbst, sondern auch sein gesamtes Umfeld, seine Familie, seine Freunde und auch sein Arbeitsumfeld.
Die Diagnose verändert somit das Leben eines jeden Betroffenen und auch das Leben vieler Menschen im nahen Umfeld.
Lebensträume liegen plötzlich brach und Ungewissheit dominiert den Alltag. Zwangsweise werden neue Prioritäten gesetzt und vor allem geht es jetzt um Themen wie den Erhalt von Selbstständigkeit und vorhandener Fähigkeiten sowie bestmögliche gesundheitliche und pflegerische Versorgung und ihre Finanzierung. All das ist mit Unsicherheit und Sorgen verbunden.
Sie unterstützen hier mit einer umfangreichen und individuellen Beratung, holen die Menschen dort ab, wo sie sich gerade befinden und suchen gemeinsam nach Lösungen.
Die Krankheit Demenz ist genauso individuell wie die Menschen individuell sind, die von ihr betroffen sind sowie die pflegenden Angehörigen und Zugehörigen. Und genau hier setzen Sie mit der Hilfe zur Selbsthilfe an. Sie wissen, dass pflegende Angehörige immense Herausforderungen zu tragen und vor unzähligen Herausforderungen stehen. Dabei nehmen pflegende Angehörige und Zugehörige sich oft selbst sehr zurück und berücksichtigen die eigenen Bedürfnisse nicht mehr. Ein Schwanken zwischen Alltag, freudigen Momenten und Not ist hier an der Tagesordnung. Umso wichtiger sind die von Ihnen angebotenen Pflegeselbsthilfegruppen, in den sich Angehörige austauschen können und spüren, dass sie nicht allein sind. In Kursen und im persönlichen Gespräch gehen Sie, meine Damen und Herren, mit Empathie und Expertise an diese Thematik heran und können auf eine 35-jährige Erfahrung aufbauen.
Was mich besonders freut ist, dass Sie auch die jungen pflegenden Angehörigen und Menschen als Zielgruppe mit im Fokus haben, die jung an Demenz erkranken. Ist es doch eine Gruppe, die oftmals unsichtbar bleibt. Nur langsam treten sie aus dem Schatten heraus und werden sichtbarer. Dabei helfen Sie unermüdlich mit.
Die Mission, die Krankheit Demenz in der Gesellschaft sichtbar zu machen und zu enttabuisieren, ist für die Zukunft, ni der diese Erkrankung uns im Alltag immer häufiger begegnen wird, essentiell. Es ist hierzu, gerade bei Ihnen in Münster, schon viel geschehen und dafür danke ich Ihnen.
Durch Ihr Engagement schaffen Sie, meine Damen und Herren, Verständnis und Bewusstsein für Menschen, die an Demenz erkranken und für Ihre pflegenden Angehörigen und Zugehörigen. Sie bauen Vorurteile und Ängste ab. Denn so herausfordernd Demenz und das Vergessen, das hiermit einhergeht auch ist, nicht jeder Tag mit dieser Erkrankung ist schlecht. Es ist das Ziel, dass weiterhin die guten Tage überwiegen und die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben so lange wie möglich gelingt. Dazu gehören Beratung und Aufklärung auf verschiedenen Ebenen sowie die Entlastung von pflegenden Angehörigen. Neben Kursen jeglicher Art, steht die Pflegeselbsthilfe, die durch das Land NRW und die Pflegeversicherung NRW finanziert wird und die von Ihnen mit Leben gefüllt wird.
Mit ihrem Jubiläum, das Sie mit einer Fotoausstellung kombiniert haben, tun Sie genau
das, was beim Thema Demenz so wichtig ist. Sie ändern den Blickwinkel. Demenz ist
eine Krankheit mit vielen Abschieden, aber dennoch lohnt es sich hinzusehen und das zu erblicken, was da ist. Genauso wie es in dieser Fotoausstellung getan wird. Sie richten in Ihrer täglichen Arbeit den Fokus auf die vorhandenen Ressourcen der Betroffenen und nutzen diese. Nicht nur in der Beratung, sondern auch beim Malen in Ihren Kursen und Selbsthilfegruppen.
Selbsthilfegruppen, haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitende und die engagierte Gremienarbeit Ihrer Organisation sind Eckpfeiler Ihres Erfolgs. Sie ermöglichen den Betroffenen und ihren Familien den Austausch, die emotionale Unterstützung und den Zugang zu wichtigen Ressourcen. Dazu zählen bspw. die Schonung der eigenen Gesundheit genauso wie Stärkung und Erhalt vorhandener Fähigkeiten von Menschen mit Demenz. Sie ändern den Blickwinkel gesellschaftlich sowie individuell – bei jedem selbst und auch bei den Betroffenen.
In den letzten 35 Jahren haben Sie sich hier ein lebendiges Netzwerk aufgebaut, das durch haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende gestützt wird. Ich freue mich darauf, von weiteren kreativen, künstlerischen und sportlichen Angeboten zu hören, die Sie Menschen mit Demenz und pflegenden Angehörigen und Zugehörigen anbieten und neu anbieten werden.
Ich gratuliere Ihnen herzlichst zu 35 Jahren engagierter und kreativer Arbeit und w ü n s c h e Ihnen weiterhin viel Erfolg bei Ihrem wichtigen Einsatz für ein demenzfreundliches Münster. Machen Sie weiter so und bewahren Sie sich ihre Freude und Motivation an diesem Thema.
Vielen Dank für ihre unermüdliche Arbeit.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Karl-Josef Laumann

v.r. Dr. Fey, Dr. Philipp-Metzen