Information der Stadt Münster (in Ausschnitten)
Am 06. August 2023 waren Teile des Münsteraner Stadtgebietes vom einem Starkregen-ereignis betroffen. Die Verwaltung hat die relevanten Informationen zu diesem Ereignis zusammengetragen und bewertet. Diese Informationen werden nachstehend zur Verfügung gestellt.
Zum Starkregenereignis
Insbesondere im nordwestlichen Stadtgebiet mit Schwerpunktbildung im Stadtteil Nienberge sowie in den Stadtteilen Geist und Mecklenbeck ist es zu einem Starkregen-ereignis gekommen. Dabei fielen in diesen Bereichen in der Zeit von 16 bis 20 Uhr bis zu 80 mm Regen. Nach einer ersten überschlägigen Auswertung ist das Regenereignis damit dem Starkregenindex der Stufe 7, einem statistisch auftretendem 100-jährlichen Regenereignis, zuzuordnen. Das Niederschlagsgeschehen über das gesamte Stadtgebiet fand lokal in sehr unterschiedlicher Ausprägung statt, so das in den östlichen Stadtteilen teils weniger als 20 mm Regen niedergingen. Insgesamt hat das aktuelle Ereignis gezeigt, dass die Vorkehrungen, die seit dem einschneidenden Extremniederschlag 2014 eingeführt wurden, gegriffen haben und keine gefährdenden Situationen festgestellt werden konnten.
Gesonderte Betrachtung zur Situation im Stadtteil Nienberge
Die Aufgaben der Gewässerunterhaltung sind im Stadtgebiet Münster auf klar abgetrennte Teilgebiete auf die Stadt und insgesamt 5 Wasser- und Bodenverbände aufgeteilt. Die Hunnebecke befindet sich im Unterhaltungsgebiet des Wasser- und Bodenverbands Havixbeck-Roxel. Die Unterhaltung der Hunnebecke einschließlich aller Durchlässe obliegt dementsprechend nicht der Stadt Münster, sondern vollumfänglich dem Wasser- und Bodenverband Havixbeck-Roxel. Zu diesen Unterhaltungsaufgaben gehört unter anderem die Sicherstellung eines schadlosen Abflusses, beispielsweise durch die Beseitigung von Abflusshindernissen wie Ästen oder anderem Treibgut. Nach dem Starkregenereignis von 2014 hat die Stadt Münster als außerplanmäßige Unterstützungsleistung in Abstimmung mit den Aufsichtsbehörden und dem Wasser- und Bodenverband Havixbeck-Roxel den Durchlass unter der B54 maßgeblich vergrößert. Der Siedlungsbereich am Waltruper Weg war bereits 2014 durch den Aufstau der Hunnebecke massiv betroffen. Da sich damals der Durchlass unter der B 54 verstopft hatte, staute sich das Wasser auf und überflutete die tieferliegenden Häuser bis in die Erdgeschosse. Zur Verbesserung des Hochwasserschutzes in Verbindung mit einer gleichzeitigen ökologischen Verbesserung wurde dieser Durchlass erheblich vergrößert. Beim diesjährigen Ereignis vom 06.08.2023 hat dieser neue Durchlass die ankommende Abflusswelle schadlos und rückstaufrei abgeleitet.
Der oberhalb liegende Durchlass unter dem Waltruper Weg stellt ein potentielles Abflusshindernis dar. Im Versagensfall durch eine Verstopfung kann das Wasser an dieser Stelle aber über die Straße Waltruper Weg in Richtung Durchlass B 54 abströmen, ohne die angrenzende Bebauung zu gefährden. Die Höhe des Waltruper Weges an dieser Stelle beträgt ca.72,95 m NN und liegt somit rund 60 cm tiefer als das tiefste Gebäude in der Siedlung ,,Käthe-Ernst-Weg 16ff“. Insofern kann sich bei dem jetzt freien Ablauf Richtung B 54 kein massiver Aufstau der Hunnebecke einstellen, der die Bebauung gefährden würde. Am 06.08.2023 staute sich das Wasser aufgrund des verstopften Gitters vor dem Durchlass unter dem Waltruper Weg auf. Durch den Einsatz der Feuerwehr und durch das Ziehen des Gitters vor diesem Durchlass wurde die volle Durchflussleistung wiederhergestellt und der Aufstau oberhalb des Durchlasses verringert. Es wurde kein Grundstück durch das Hochwasser der Hunnebecke überflutet. Das östlich der Siedlung vorhandene Regenrückhaltebecken an der Fridericusstraße wurde 2009 zum Schutz der Hunnebecke vor Stoßbelastungen aus der Kanalisation gebaut. Regenrückhaltebecken haben grundsätzlich die Funktion, Gewässer vor Stoßbelastungen aus der Kanalisation von Siedlungsbereichen bei kleineren Niederschlägen zu schützen, Sie dienen damit primär dem Gewässerschutz und sind grundsätzlich keine Anlagen, die der Starkregenvor-sorge zuzuordnen sind. Diese Becken sind allesamt mit sogenannten ,,Notüberläufen“ versehen. Diese bilden den Tiefpunkt des Beckenrandes in Richtung Vorfluter, so dass sich die Becken bei stärkeren Niederschlägen planmäßig vollständig füllen und gezielt in Richtung der Vorfluter überlaufen können. Bei sehr starken Regenereignissen entlastet das Becken an der Fridericusstraße kontrolliert über eine Senke in der Verwallung an der nordwestlichen Seite über den Gehweg in den Graben am Waldrand, so dass damit ein unkontrolliertes Ausufern an anderen Stellen verhindert wird. Sollte die Abflussleistung im Bereich des Notüberlaufs bzw. des Vorfluters aufgrund von Verstopfungen nur eingeschränkt vorhanden sein, laufen die überschüssigen Wassermassen über den tiefer angelegten nördlichen Beckenrand und folgen als Notwasserweg dem Vorfluter und dem parallel verlaufenden Weg, so dass das Wasser nicht in den Siedlungsbereich überläuft. Dieser Zustand hat sich am 06.08.2023 eingestellt.
Aufgrund der erneuten besonderen Betroffenheit der Grundstückseigentümer:innen in der Siedlung im Bereich Waltruper Weg nach dem Extremregen im Jahr 2014 und dem Starkregen am 06.08.2023 wird die Verwaltung zeitnah als besonderen Service für diese Siedlung eine Bürger-veranstaltung anbieten.
Starkregenvorsorge der Stadt Münster
Aufgrund der hohen Niederschlagsmengen, die in sehr kurzer Zeit gefallen sind, wurden etliche Keller durch die Abflüsse auf der Oberfläche in Verbindung mit tiefer liegenden Gebäudeöffnungen überflutet. Die Verwaltung erinnert in diesem Zuge an die bereitge-stellten Informationen rund um die Starkregenvorsorge. Hierbei handelt es sich um die Risikoeinschätzung und das Treffen von Vorsorgemaßnahmen als kommunale Gemein-schaftsaufgabe im Hinblick auf urbane Sturzfluten. Mit Erstellung und Veröffentlichung der kommunalen Starkregengefahrenkarten wurde ab April dieses Jahres eine umfangreiche Informationskampagne zur Thematik Starkregenvorsorge, Risikominimierung und Objektschutz durchgeführt. Neben der Entwicklung und Freischaltung einer neuen Website http://www.stadt-muenster.de/wasser wurden als zusätzliche analoge Serviceleistung der Stadt alle circa 48.000 privaten Grundstückseigentümer:innen durch persönliche Anschreiben informiert.
Zum Einsatz der Feuerwehr
Infolge des Starkregenereignisses sind zahlreiche Notrufe bei der Feuerwehr eingegangen. Im Laufe des Einsatzes wurden rund 160 Einsätze im Stadtgebiet abgearbeitet. Nach Einschätzung der Einsatzleitung war der Vorfluter des Regenrückhaltebeckens aufgrund von teilweisen Verstopfungen im Graben nicht vollständig leistungsfähig, so dass ein Teil der Wassermengen über den parallel laufenden Weg in Richtung Hunnebecke abflossen. Die angrenzenden Gebäude waren durch dieses Wasser nicht gefährdet, die maßgeblichste Gefährdung resultierte vorwiegend aus den niederschlagsbedingten Abflüssen auf der Oberfläche. Um das Risiko für die Gebäude dennoch bestmöglich zu minimieren, erfolgte der Einsatz von Pumpen. Durch das Konzentrieren sämtlicher Pumpleistungen der Feuerwehr Münster, durch Katastrophenschutz-Einheiten der Freiwilligen Feuerwehr aus dem ganzen Stadtgebiet, dem überörtlichen Einsatz eines Hochwassermodules des THW aus Lengerich unter Leitung des Ortsverbandes THW Münster und dem überörtlichen Einsatz des Hytrans Fire System (HFS) aus Marl im Kreis Recklinghausen konnten nach Einschätzung der Einsatzleitung weitere Über-schwemmungen eingedämmt und das Überflutungsrisiko des Neubaugebiets am Waltruper Weg bestmöglich minimiert werden.
Stadt Münster, 12.08.2023
